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Artikel aus der Lebensmittelzeitung vom 25.08.2005

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Edeka spürt schwarze Schafe auf

Großhandlung Hessenring plant Bondatenanalyse auch als Dienstleistung für Selbstständige / Von Björn Weber
LZ|NET.

Edeka Hessenring hat mit der systematischen Bondatenanalyse erhebliche Erfolge im Kampf gegen Mitarbeiter-Delikte. Bereits seit Februar setzen die Melsunger die Software "Store Mate Loss Prevention" von Toshiba TEC für ihre Herkules-Märkte ein.

Nach einem erfolgreichen Test in einem Neukauf-Markt will Hessenring diese Revisions-Arbeit auch den selbstständigen Einzelhändlern als Dienstleistung anbieten.

Seit Februar arbeiten die Melsunger mit der Lösung "Store Mate Loss Prevention", um Betrugsfälle in ihren 73 Herkules-Märkten zeitnah aufzuspüren. Bereits innerhalb der ersten sechs Monate habe sich das Analyse-Werkzeug amortisiert, berichtet Uwe Schmidt, Revisionsleiter der Edeka Hessenring.

Pfand - die größte Herausforderung für Revisoren


Wie auch in anderen Handelsunternehmen stellt das Pfand die größte Herausforderung für die Revisoren in Melsungen dar. Derzeit sind die Bons der Leergutrücknahme-Automaten der Herkules-Märkte noch mehrfach einlösbar.

Doch zu Betrugsfällen wie jenem, bei dem zum Beispiel drei Kassiererinnen einer Filiale auf diesem Weg über 20.000 Euro aus dem Markt geschafft haben, soll es nicht mehr kommen. "Durch die systematische Bondatenanalyse können wir die Schadenssumme gering halten", erklärt Revisor Gerrit André.

Software wertet nach Auffälligkeiten aus


Mit der Software werten die Edekaner Leergutbons, Retouren und Personalkäufe ebenso wie Rabatte, Nachlässe und Aktionen nach Auffälligkeiten einzelner Filialen und Mitarbeiter aus. Dazu werden jeden Monat 36 Millionen Buchungszeilen der Kasse allein aus den Herkules-Märkten systematisch nach vorab definierten Fragestellungen durchforstet.

Auffälligkeiten werden in Grafiken auf die Bildschirme der Revisions-Mitarbeiter gebracht. "Mit der Software können wir die individuellen Muster bei der jeweiligen Vorgehensweise erkennen.

Das ist besonders wichtig, weil dem Einfallsreichtum und der Kreativität der Verursacher keine Grenzen gesetzt sind", berichtet Revisionsleiter Schmidt.

Schwarze Schafe und Schwachstellen identifiziert


Durch die Analysen wurden nicht nur schwarze Schafe identifiziert, sondern auch Schwachstellen in der Organisation. So sollen die Leergutautomaten, die von Tomra und Wincor Nixdorf stammen, bei den Melsungern nur noch Bons mit einer fortlaufenden Nummer generieren, die das mehrfache Einlösen an der Kasse unmöglich macht.

Dank der guten Erfahrungen mit dem Einsatz der Lösung für ihre Herkules-Regiebetriebe plant Edeka Hessenring, die Bondatenanalyse auch den selbstständigen Einzelhändlern als Dienstleistung anzubieten. Getestet haben die Melsunger dies bereits mit einem Kasseler Neukauf-Markt.

"Wir können die Dienstleistung schon heute jenen Märkten anbieten, die mit Toshiba-TEC-Kassen arbeiten", erklärt André. Für die zahlreichen Einzelhändler, die NCR-Kassen einsetzen, entwickle Toshiba derzeit die Anbindung. Sobald diese fertig sei, könnten die Selbstständigen die Großhandlung um Hilfe bei Revisions-Fragen bitten.

Gedanken über Data-Warehouse-Werkzeug


Von der Analyse-Lösung sind die Melsunger derart angetan, dass sie sogar darüber nachdenken, sie als Data-Warehouse-Werkzeug für Sortiments- und Vertriebsfragen der Regiebetriebe zu nutzen. "Wir können hier sehr leicht die Abverkaufszahlen rausziehen", erklärt André.

So kontrollieren die Melsunger bereits heute die Price-look-up-Nummern (PLUs) von Obst und Gemüse und die Einhaltung der haushaltsüblichen Mengenbegrenzung für Aktionsware mit dieser Software.

Im Oktober wollen sich die sieben Edeka-Betriebe über ihre Erfahrungen mit den unterschiedlichen Software-Lösungen austauschen, die sie zur Bondatenanalyse nutzen.